Bericht über die Sommertagung des Arbeitskreises Bernstein in Albersdorf
Von Haiko Wieland
Der Arbeitskreis Bernstein veranstaltete vom 03. – 05.Mai 2024 in Albersdorf seine jährliche Sommertagung.
Nachdem ich die Möglichkeit an den beiden vorherigen Tagungen teilzunehmen ausgelassen hatte, entschied ich mich trotz des für einen Berliner nicht kurzen Anreiseweges dieses Jahr für eine Teilnahme. Den Ausschlag gab vor allem der Wunsch, das eine oder andere Mitglied, mit dem ich vorher bereits telefonisch oder schriftlich in Kontakt gestanden hatte, einmal persönlich kennenzulernen.
Meine Anreise erfolgte mit dem Auto. Um flexibel zu sein, sah ich davon ab, im Vorfeld eine Unterkunft zu buchen, sondern plante die Übernachtung im Fahrzeug, was bei nächtlichen Temperaturen über 10 Grad unproblematisch sein sollte.
Als Treffpunkt diente am Freitag ab 18:00 Uhr das „Casino“, eine gastronomische Einrichtung im Dithmarsen-Park, einer ehemaligen Kaserne der Bundeswehr. Dank des im Vorfeld zugegangenen Lageplans (Google leitet einen zuverlässig zum verschlossenen Hintereingang) kam ich gegen 17:30 Uhr wohlbehalten an. Groß war die Freude, als ich bei meinem ersten Erkundungsspaziergang auf Reiner Leusch traf, mit dem ich schon im Vorfeld im Austausch stand und der es mir in Sachen Übernachtung (Schlafen im Fahrzeug) gleichtun wollte. Auch für ihn war es das erste Treffen.
Nach einer herzlichen Begrüßung und nachdem ich mein Fahrzeug neben dem seinen geparkt hatte, begaben wir uns ins Casino. Dessen Charme war zwar etwas rustikal, tat der Gemütlichkeit aber keinen Abbruch. An den Tischen saßen bereits einige andere Mitglieder, von denen mir die wenigsten vertraut waren. Für die Organisation zeichnete unsere Schriftführerin Christel Hoffeins verantwortlich. Nach Begleichung des Tagungsbeitrages erhielt jeder Teilnehmer ein Namensschild ausgehändigt. Einmal am Tisch Platz genommen, begann sofort der lebhafte Austausch und für Speis und Trank war auch gesorgt..
Die Zeit nach dem Abendessen nutzte ich, um weitere Mitglieder kennen zu lernen, über Dies und Das zu fachsimpeln, Geschichten auszutauschen und den (mehr oder weniger – liebe Grüße an „Kaktus-Alexander“) fachkundigen Rat zu einigen meiner Steine einzuholen. Zu diesem Zweck hatte ich mein Mikroskop mitgenommen. Und wenngleich das alte Zeiss-Hufeisen aus den 1930er Jahren für einige gewöhnungsbedürftig war, tat es doch seinen Dienst.
Zu später Stunde gingen wir dann auseinander. Einige Mitglieder fuhren zu Ihren Hotels, andere gingen zu ihrem Apartment im Motel auf der gegenüberliegenden Straßenseite und ich machte es mir auf der Liegefläche meines „Autobettes“ bequem.
Den folgenden Tag begannen Reiner und ich bei einem Frühstück mit Klapptisch und Campingstuhl. Neben einer Tasse Kaffee offerierte er mir auch ein von seiner lieben Frau sorgfältig verziertes Frühstücks-Ei. Viele der anderen nahmen ihr Frühstück im Casino ein.
Teilweise in Fahrgemeinschaften begaben wir uns anschließend um 9:30 Uhr in den ca. 2 Kilometer entfernten Steinzeitpark Dithmarschen, unserem Tagungsort. Dort im Museum war ein gemütlicher Raum für uns gemietet. Diejenigen unter den Mitgliedern, die einen Tisch reserviert hatten, begannen eilig diesen zu bestücken. Es gab allerhand zu bestaunen, zu erwerben und zu tauschen: Rohbernsteine in allen erdenklichen Varianten und Größen, Schmuck, Kunsthandwerk, Bücher und Inklusen. Sowohl Bernsteine als auch Geldscheine wechselten die Besitzer. Mein Hauptinteresse galt dem Stand von Jonas Damzen (Inklusenhändler aus Litauen), der zahlreiche Stücke feilbot. Gegen 10:00 Uhr startete mit der Mitgliederversammlung der offizielle Teil der Tagung. Christel Hoffeins und Carsten Gröhn berichteten von den Aktivitäten des Vereins im vergangenen Jahr und Alexander von dem Busche über den Stand der Finanzen. Der Bericht der Kassenprüfer und die anschließende Entlastung des Vorstandes rundeten das Ganze ab.
Carsten wird es mir sicherlich danken, wenn ich an dieser Stelle noch auf die Wahlen zum Vorstand im nächsten Jahr hinweise. Interessenten für die Posten sei gesagt: Der Besitz des großen oder kleinen Beamtendiploms wäre wünschenswert, ist aber keine zwingende Voraussetzung. Etwas Zeit sollte man aber schon mitbringen. Die jetzigen Vorstandsmitglieder würden den „Neuen“ hilfreich zur Seite stehen und zunächst die vielen organisatorischen Dinge weiterführen, damit eine langsame Einarbeitung möglich ist.
Danach ging es mit den von mir voller Spannung erwarteten Vorträgen weiter. Nachdem es anfänglich beim Vorstand die Sorge gab, man würde insgesamt nicht genügend Vorträge für die Tagung zusammen bekommen, erwies sich dies in der Folge als unbegründet. Den Anfang machte Florian Simke, der Ideen für neue Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb des AKB vorstellte. Darauf folgte Max Kobbert mit einem Vortrag zu Federn in Bernstein. Der sich daran anschließende Vortrag von Heiner Grabenhorst über „Lebensräume, eingeschlossen in Bernstein“ wartete mit einer kleinen Sensation auf (mehr darf an dieser Stelle noch nicht verraten werden) und gab mir die Anregung, mich dem einen oder anderen Bernstein meiner Sammlung noch einmal genauer zu widmen. Es folgten Vorträge von Christian Otto über „Die erloschene Bernsteinfundstelle Cottbus“, von Nobert Schumann über „Die Bedeutung des Bernsteins in der Steinzeit“ und von André Kahnt der seine „Lebensfunde“ (eine Asselfamilie, eine Feder und einen Pseudoskorpion) vorstellte. Den Abschluss machten Christel Hoffeins mit „Kopal und Kopalinklusen“ sowie Carsten Gröhn mit „Bernstein in Fernost“ und „Wasserwaagen“.
Unterbrochen wurde die Reihe der Vorträge von der Mittagspause mit einer deftigen Kartoffelsuppe oder für die Vegetarier einem sehr schmackhaften „Chili san Carne“ und die Cafeteria kredenzte in der Kaffeepause eine üppige Auswahl an köstlichen Kuchen. Für das obligatorische Gruppenfoto platzierten sich die Mitglieder draußen auf der Terrasse. Natürlich gab es auch in den Pausen regen Austausch unter den Teilnehmern. So erfuhr ich beispielsweise, dass mir André die von ihm vorgestellten Inklusen quasi vor der Nase weg gesammelt hatte und Christian Otto fachsimpelte mit mir über die Herausforderungen des Bernstein-Sammelns in der Lausitz. Auch ein paar Gäste hatten sich zu der Tagung eingefunden und nutzten die Pausen, um Ihre Funde den Anwesenden zu zeigen.
Da das Museum um 17:00 Uhr seine Pforten schloß, endete dann der offizielle Teil des Sommertreffens. Nach dem Aufräumen ging es zurück ins Casino zum Abendessen . Es versteht sich von selbst, dass sich auch bei dieser Gelegenheit intensiv über allerlei Bernsteinbezogenes unterhalten wurde.
Der Sonntagmorgen begann regnerisch, wendete sich aber im Verlauf des Tages zum Besseren.
Um 11:00 Uhr setzte sich das Tagungsprogramm mit einer Führung durch das Steinzeitdorf Albersdorf fort. Sehr kompetent wurde nicht nur viel Informatives über die verschiedenen Epochen und Besonderheiten der Steinzeit vermittelt. Es bot sich auch die Gelegenheit, beispielsweise Wikingerperlen zu erwerben sowie sich einer steinzeitlichen Zahnbehandlung oder Schädeltrepanation zu unterziehen. Soweit ich es mitbekommen habe, hat aber niemand von Letztgenanntem Gebrauch gemacht.
Gegen 13:00 Uhr war dann die Führung beendet und für jene, die bis jetzt „durchgehalten“ hatten, hieß es Abschied nehmen. Mit vielen guten Wünschen und vor allem einem Rucksack voll fabelhafter Eindrücke sowie Erkenntnissen trat ich die Heimreise an, allerdings nicht ohne vorher bei André noch ein kleines Souvenir für meine Gattin zu erstehen.
Fazit: Seit meinem Eintritt in den AKB in 2021 hatte ich davon abgesehen, an den Sommertagungen teilzunehmen. Ein Grund hierfür war vor allem, ich gebe es unumwunden zu, die Altersstruktur. Zu groß war meine Sorge, nicht auf einen gemeinsamen Nenner mit den anderen Mitgliedern zu kommen.
Nun bedauere ich es, nicht schon früher an einer Sommertagung teilgenommen zu haben. Die Erlebnisse dieses Wochenendes waren sowohl fachlich als auch menschlich außerordentlich bereichernd. Es ist verblüffend zu sehen, aus wie vielen Richtungen man sich dem Thema Bernstein nähern kann und festzustellen, dass zahlreiche Fragen noch nicht abschließend beantwortet werden können.
Fast schöner noch als das war das menschliche Miteinander. Es war erfreulich festzustellen, dass ich nicht der einzige Wahnsinnige bin, der dem Bernstein verfallen ist und auch als Neuling habe ich mich gleich willkommen und akzeptiert gefühlt. Die Abendstunden vergingen im Casino wie im Fluge, sodass ich noch nicht einmal die Gelegenheit hatte, mit all jenen ein Wort zu wechseln, mit denen ich das tun wollte. Dabei habe ich zahlreiche neue Bekanntschaften geschlossen und womöglich werden das ein oder andere Mitglied und ich uns schon früher wiedersehen als zur nächsten Sommertagung.
Ich danke an dieser Stelle ganz herzlich der Organisatorin Christel Hoffeins und all denjenigen, die für ein abwechslungsreiches Programm gesorgt hatten.
Es war ein tolles Wochenende! .
Nicht unerwähnt bleiben sollen die wenigen Dinge, die ggf. verbesserungswürdig sind.
So wurde bemängelt, es hätte zu wenig Zeit für den persönlichen Austausch gegeben. Kritik gab es auch an der teilweise nicht ganz optimalen Platzierung der Tische unmittelbar vor der Tür zur Terrasse. Das lag jedoch am begrenzten Platzangebot. Auch waren einige Redner weniger gut zu verstehen . Dem Vernehmen nach wird man sich bemühen, diese Punkte auf der nächsten Sommertagung zu verbessern.
Apropos nächste Sommertagung: Bei der Aussicht, dass diese wohl im Müritzeum in Waren stattfinden könnte, freue ich mich ganz besonders. An dieser Stelle schon einmal der Appell, sich dann gerne innerhalb der genannten Frist rechtzeitig anzumelden.
Und ich bin natürlich gespannt, ob es tatsächlich dem Vernehmen nach seit längerer Zeit wieder das Angebot einer Bernsteinreise geben wird.